Das Traditionsunternehmen will auch weiterhin überraschen
Die Ankündigung mag jetzt angesichts des 'Aliens: Colonial Marines'-Fiaskos wie ein Schlag ins Gesicht anmuten, aber Segas Chief Creative Officer Toshihiro Nagoshi teilte in einem Interview mit dem japanischen Famitsu-Magazin mit, dass Sega auch weiterhin überraschen möchte. Toshihiro Nagoshi, bekannt als Designer und Produzent der 'Super Monkey Ball'- und 'Yakuza'-Spielereihen und als Produzent auch an Spielen wie F-Zero GX, Vanquish und Binary Domain beteiligt, ist seit rund einem Jahr Chief Creative Officer bei Sega und als solcher verantwortlich für die weltweite Software-Entwicklung im Hause Sega. Er übernahm das Ruder also in einer Zeit, in der sich Sega in einer finanziellen Krise befand, in deren Folge viele Spieletitel gecancelt werden mussten, um Kosten einzusparen. Doch scheinbar befindet sich Sega mittlerweile wieder in sicheren finanziellen Gewässern.
"Trotz der schwierigen Umstände, in denen wir uns befanden, waren wir in der Lage,
in unsere nahe und ferne Zukunft zu investieren,
während wir unsere Identität als Sega beibehalten haben."
Zwar müsse Sega sich als Unternehmen noch festigen und auch seine Schritte sicherer gestalten, dennoch sei es falsch, sich allein darauf zu konzentrieren und die Zukunft ausser Acht zu lassen. Einen großen Anteil am Erfolg hatte die Veröffentlichung von Phantasy Star Online 2 in Japan. Hier zeigte sich auch Segas Mut für Veränderungen, denn Phantasy Star Online 2 ist nicht nur ein Free-To-Play-Titel, sondern nutzt auch den PC als Lead-Plattform. Doch diese Entscheidungen waren keine leichten. So gab es intern eine heftige Debatte. Erst das entwickelnde Team hätte alle davon überzeugen können, diesen Weg zu beschreiten.
"Ich sehe Möglichkeiten für Free-To-Play über die gesamte Industrie hinweg.
Es kommt darauf an, was man damit anstellt...kein Unternehmen trifft einhellige Entscheidungen.
Es gibt immer Zweifel daran, wie sehr man jemanden vertrauen kann, der darauf schwört,
eine Vision zu besitzen, die sie verwirklichen können (Gearbox anyone?).
PSO2 hat Sega gelehrt, wie es ist, ein Online-Spiel zu etablieren und es als festes Geschäft zu betreiben."
Momentan hat Phantasy Star Online 2 rund 1.7 Millionen registrierte Spieler allein in Japan und wird auf eine weltweite Veröffentlichung für PC und mobile Geräte in diesem Jahr vorbereitet. Bezüglich dem Erwerb von Relic Entertainment bei der Auktion von THQ teilt Nagoshi mit, dass er Segas Ziel diene, zielgerichtete Produkte von lokalen Studios entwickeln zu lassen. Auch sei Sega mit Creative Assembly ('Total War'-Reihe) und Relic Entertainment ('Dawn of War'- und 'Company of Heroes'-Reihe) im Besitz zweier hochkarätiger Studios für Echtzeitstrategie-Titel und damit einer der führenden Unternehmen im RTS-Bereich. Gerade ausserhalb Japans sei das Genre beliebt, weswegen er es kaum erwarten könne, zu sehen, wie die beiden Studios zusammenarbeiten. Was die Next-Generation-Konsolen anginge, sieht Nagoshi einen intensiven Wettbewerb auf die Industrie zukommen, auch wenn Nintendo sich mit der Wii U mal wieder von der Konkurrenz distanziere. So glaube er, dass dieser kommende Kampf größer ausfallen werde als bei der Current-Gen und zudem die gesamte Sony-Gruppe und die gesamte Microsoft-Gruppe miteinbezogen würden. Trotz der leistungsstärkeren Hardware sieht Nagoshi keine Steigerung der Entwicklungskosten. "Sie (die Spiele) werden teuer, sicher, und das besorgt mich, aber selbst wenn die Hardware um das Zehnfache stärker würde, werden Spiele nicht auf einmal zehnmal so teuer in der Entwicklung sein. Ich glaube nicht einmal, dass sie auch nur doppelt so teuer werden."
Es käme zwar schlussendlich auf das jeweilige Spiel an, aber massiv steigende Entwicklungskosten scheinen für Sega kein Merkmal der Next-Generation darzustellen. Es gäbe zwar immer Raum, um ein Spiel aufzupolieren, aber ab einem gewissen Punkt käme man immer an die Grenzen des Datenträgers, auf dem sich das Spiel befindet. Und so gut wie alle AAA-Titel würden nahezu den gesamten Platz aufbrauchen, der geboten würde. Wichtiger sei es, die Relevanz von Konsolen zu erhalten. Und als Produzent und Designer sähe es Nagoshi als persönliche Aufgabe an, dies sicherzustellen.
"Ich möchte sicherstellen, dass Konsolenspiele nicht ihren Glanz verlieren. Dahinter verbirgt sich die Sorge, dass sie schon bald der Vergangenheit angehören könnten, täten wir nichts dagegen. Es ist nichts neues, aber das Schlüsselwort 'sozial' nistet sich in alle Bereiche des Konsolengeschäfts ein. Ein Teil von mir sieht die Konsolen-Szene gefährdet...Ich habe das Verlangen, diese Szene aktiv halten zu wollen, damit sie nicht einfach beiseite geschoben wird. Selbst jetzt denke ich darüber nach, wie wir Titel wie Yakuza am Laufen halten können." Segas Platz in der Zukunft sieht er da, wo das Unternehmen schon immer gestanden hat - in der Rolle des Unberechenbaren, des Wilden. "Ich möchte noch einmal über Dinge von Grund auf nachdenken. Das ist schwer für jüngere Mitarbeiter, aber es ist auch aufregend und unterhaltsam.
Dafür steht das Sega-Logo: für Dinge, die auf den ersten Blick verrückt scheinen, aber dann zu überraschen wissen.
Selbst wenn manche Leute manchmal 'Oh, jetzt haben sie es aber geschafft', rufen,
ich möchte diese Erwartung, die man seit jeher an Sega richtet nicht abschaffen.
Es wäre nicht richtig, wenn Sega plötzlich seriös und konservativ wirkte, nicht wahr?
Ich denke, ich möchte das so beibehalten."
Quelle: gamona.de
Ich muss gestehen, diesen Glauben momentan verloren zu haben....
Schön, dass der Yakuza-Macher das in Japan noch so sieht. Ich verspüre davon hierzulande nichts mehr....