1. Ein Morgen wie jeder andere
Ich öffnete die Augen. Wie jeden Morgen stieg mir bereits der Duft von frisch gebackenen Brötchen und heißem Kaffee in die Nase. Langsam erhob ich mich aus meinem Himmelbett mit den sechs weißen Kissen und den zwei super weichen Bettdecken. Ich ging ins Bad und machte mich fürs Frühstück fertig. Meine Eltern waren wie jeden Morgen bereits beim Frühstücken und unterhielten sich über meine Zukunft.
Mum: "Guten Morgen! Hast du gut geschlafen?"
Ich: "Morgen. Wie immer halt."
Dad: "Wir haben uns gerade über dich unterhalten."
Ach was ihr nicht sagt. Das ist doch jeden Morgen so.
Ich: "Und weiter?"
Ich machte mir ein Brötchen zurecht und biß ab.
Mum: "Du bist nun schon 19 Jahre alt."
Ach echt?
Dad: "Es wird Zeit, dass du dir eine geeignete Frau suchst."
Vor Schreck verschluckte ich mich an dem Brötchen und musste husten. Ich nahm mir ein Tuch und tupte meinen Mund ab.
Ich: "Was?"
Mum: "Wir waren in deinem Alter, als wir uns verlobten."
Ich: "Ich möchte aber noch nicht heiraten."
Dad: "Wir dachten an einen Ball hier im Hause."
Mum: "Mit vielen vornehmen Paaren und ihren Töchtern."
Ich: "Ihr könnt mich dazu nicht zwingen!"
Ich sprang auf und ging wieder auf mein Zimmer.
Was denken die sich eigentlich dabei? Ich und heiraten? Mir geht dieser ganze Mist mit diesen super reichen Familien sowieso auf den Geist. Wie ich die Leute beneide, die ein einfaches Leben führen. Sie können tun und lassen, was sie wollen. Abenteuer erleben, die Welt sehen und ich muss hier in einer riesigen Villa hausen mit allem Schnickschnack den man irgendwo auftreiben konnte. Was soll ich mit Gold, Diamanten und edler Seide, wenn ich nicht frei sein kann?
Der Butler kam ins Zimmer.
Butler: "Master Shou, ihre Eltern wünschen, dass sie zu gemeinsam zu Madam Monalie gehen."
Ich: "Ich mach mir fertig..."
Er ging wieder. Musste das jetzt echt sein? Mir bleibt ja auch nichts erspart.
2. Ein Besuch bei Monalie
Wir fuhren also zu Monalie. Sie ist auch 19 Jahre alt, so wie ich. Ihre Eltern sind fast so reich, wie wir, aber ich kann Monalie nicht ausstehen. Meine und ihre Eltern würden es natürlich am liebsten sehen, wenn wir ein Paar würden, aber nein! Niemals! Niemals nie! Kaum waren wir vor der Villa angekommen, ging es wieder los.
Mum: "Sitzt alles ordentlich?"
Schon fing sie wieder an, an mir herum zu zerren. Der Anzug ist sowieso grässlich, da ist nicht mehr zu retten, aber meine Mutter finden ihn natürlich schön. Mein Vater klopfte an der Tür und der Butler öffnete uns.
Butler: "Sie werden bereits erwartet."
Er führte uns herein. Monalies Mutter begrüsste uns und dann kam auch schon Monalie.
Monalie: "Oh Shou, du musst unbedingt mitkommen."
Und schon zog sie mich hinter sich her. Natürlich ging es in den begehbaren Kleiderschrank der Familie. Sie holte einen Hut hervor mit einer Feder und setzte ihn mir auf.
Monalie: "Das steht dir."
Ich schaute in den Spiegel und fragte mich, ob sie an Geschmacksverirrung litt. Ehe ich etwas sagen konnte holte sie weitere Hüte hervor, eine Jacken, Kravatten und sogar Schuhe. Alles musste schnell mal angelegt werden und jedes mal...
Monalie: "Das steht dir wirklich gut."
...dann ein Blick in den Spiegel und ich fragte mich, ob die Modedesigner Urlaub hatten. Als sie endlich damit fertig war, atmete ich auf.
Monalie: "Ich hab noch eine Idee."
Und schon zog sie mich wieder hinter sich her. Womit hatte ich das nur verdient!? Jetzt ging es in das Schmuckzimmer. Monalie holte einige Ketten hervor und hielt sie sich nach einander an den Hals.
Monalie: "Wie findest du die? Und die? Oder wie wäre es mit der?"
Eigentlich sahen die fast alle gleich aus. Golden, mit roten oder grünen Edelsteinen besetzt. Aber das konnte ich ja schlecht sagen.
Ich: "Sie sind alle wunderschön."
Monalie: "Ja schon, aber welche soll ich nehmen."
Ich: "Welche gefällt dir denn am besten?"
Monalie: "Ich mag sie alle."
Ich: "Dann nehm doch einfach die."
Ich hielt ihr irgendeine Kette entgegen, die ich schnell mal gepackt hatte.
Monalie: "Wirklich die?"
Ich: "Ja, sie sieht klasse aus."
Monalie: "Ok, dann mach ich sie um."
Monalie legte die Kette um und bestaunte sich Ewigkeiten im Spiegel. Sie packte mich schließlich wieder glücklich an der Hand und zog mich hinterher. Es ging an den vielen Gästezimmern vorbei ins Gemeinschaftszimmer, wo unsere Eltern auf uns warten.
Monalies Mum: "Wie ich sehe, hast du dich für eine Kette entschieden."
Monalie: "Shou hat sie für mich ausgesucht."
Monalies Mum: "Eine wunderbare Wahl."
Ach echt? Die sahen doch eh alle fast gleich aus.
Ich: "Sie hatte was."
Dad: "Natürlich, sie passt sehr zu dem wunderschönen Kleid."
Monalie: "Vielen Dank! Es wurde extra für mich designt."
Was auch sonst? Als wenn sie Massenprodukte kaufen würde. Die restliche Zeit dort lief ähnlich ab. Sinnlose, absolut überflüssige Gespräche und natürlich die Einladung zum Ball. Warum konnten sie denn nicht einfach ablehnen? Das würde sicherlich eines der schlimmsten Tage in meinem Leben werden, obwohl ich manchmal fragte, ob eine Steigerung noch möglich war.
3. Der Ball
Es war soweit. In einer Stunde würden die Gäste eintreffen. Ich war noch auf meinem Zimmer mich entsprechend ankleiden. Was für ein grausiger Tag das doch werden würde. Von unten rief meine Mutter.
Mum: "Die ersten Gäste werden sehr bald eintreffen. Bist du endlich fertig?"
Nein, war ich nicht und am Liebsten würde ich nie fertig werden. Als ich fertig war, setzte ich mich auf mein Bett und lass etwas. Ich wollte dem Geschehen so lange, wie nur irgendwie möglich aus dem Weg gehen. Von unten hörte ich, dass der Trubbel begann und sich alle im Ballsaal einfanden. Unser Butler betrat das Zimmer.
Butler: "Man erwartet sie."
Ich: "Ich komme schon."
Ich packte das Buch weg und ging nach unten. Als ich in den Ballsaal kam, hätte ich am Liebsten gleich wieder kehrt gemacht, aber das ging nicht. So viele reiche Paare mit ihren Töchtern. Meine Eltern hatten vielleicht blöde Einfälle. Nun gab es kein zurück mehr. Eine Tochter nach der anderen musste ich zum Tanz auffordern und diesen gräslichen Walzer tanzen. Meine Eltern liebten den Walzer. Schließlich musste ich auch mit Monalie tanzen.
Monalie: "Schau, ich trage die Kette, die du ausgesucht hast."
Ich: "Sehr schön."
Gut zu wissen, ich hätte sie nie wieder erkannt. Meine Eltern baten schließlich um Aufmerksamkeit.
Mum: "Wir sind noch einigen Gesprächen zu einem Schluss gekommen und möchten somit..."
Dad: "...die Verlobung von Monalie und Shou gekannt geben."
WAS!? Das konnte doch nicht sein!? Hatten meinen Eltern denn einen Schuss. Monalie strahlte übers ganze Gesicht.
Ich: "Entschuldige mich."
Ich lief aus dem Ballsaal heraus und ging auf mein Zimmer. Für mich war eines klar: Ich würde niemals Monalie hereiten. Ich packte einige Dinge, die für mich wichtig waren ein und eine Menge Geld. Dann schlich ich mich aus dem Haus und lief einfach drauf los. Ich wusste nicht wohin ich gehen würde, aber ich fühlte mich mit einem Schlag unheimlich frei.
4. Billig Leben
Die nächste Stadt war nicht weit und so ging ich dort hin. Die Klamotten waren viel zu teuer und elegant, also ging ich in einen ganz normalen Kleidungsladen. Wenn ich mit meinen Eltern in einen diesen super eleganten Kleidungsläden ging, kam immer gleich ein Schneider und nahm die Maße. Hier saß nur eine Frau an der Kasse, die gelangweilt in einer Zeitschrift blätterte. Das hieß wohl, ich müsste mir alleine was aussuchen. Ich wählte eine grüne Weste und ein paar Turnschuhe. An der Kasse angekommen, scannte sie die Preise ein und sagte den Gesamtpreis. So billig war das!? Warum meine Eltern nur immer so teuere Sachen kauften!? Ich zog mich dann auch gleich in der Kabine um und verließ den Laden. Draußen entsorgte ich meine alte Kleidung in einer Mülltonne. Jetzt sah ich also wie jemand von gemeinen Volk aus. Nun konnte meine Reise richtig los gehen. Da es jedoch schon recht spät war, suchte ich mir ein Hotel. Kein teures. Nein! Ein ziemlich runter gekommender Schuppen. Ich bekam ein Zimmer für eine Person. Das Bett war aus Holz und die Matratze war schon etwas grau und nicht sonderlich weich. Das Kissen hatte Löcher und schon einige Federn verloren und die Bettdecke war total rau und dünn. Aber es war ein Bett. Ich setzte mich rauf. Das Bett knarrte. Im Raum stand auch nicht viel mehr. Nur noch ein Holztisch mit dazugehörigen Stuhl. Der Fußboden hatte keinen Teppich, aber Holzdielen und war ziemlich eingestaubt. Ich musste über alles das lächeln. Es war so anders, aber wozu auch das teuere Zeug kaufen!?
Am nächsten Morgen war mir so langsam klar, warum man teure Zeug kaufen sollte. Mein Rücken war total verspannt. Ich streckte mich, doch bewirkte das nur einen kurzen stechenden Schmerz im Rücken. Naja, wahrscheinlich Gewöhnungssache. Ich frühstückte noch dort. Eine alte Weißbrotscheibe mit Käse und checkte dann aus. Draußen kaufte ich mir eine Zeitung und warf einen ersten Blick darauf. Vor Schreck hätte ich sie beinahe wieder fallen lassen, griff dann aber fest zu. Auf dem Titelblatt war ein Foto von mir mit der Schlagzeile "Milliardärsjunge nach Ballabend verschwunden". Ich lass den Artikel:
"Ein Ballabend unter den Reichen und Schönen. Doch kurz darauf verschwindet der Sohn Shou der Milliardärsfamilie Komori. Die Familie ist außer sich vor Sorge sowie auch seine Verlobte Monalie Garo. Die Polizei ermittelt, ein Verbrechen kann nicht ausgeschlossen werden. Bei Hinweisen an die örtliche Polizei wenden. Die Familie Komori hat eine Belohnung von 500.000 ausgesetzt für den jenigen, der ihnen ihren Sohn Shou zurück bringt."
Ja, übertreibt mal nicht. Euch müsste doch eigentlich klar sein, warum ich verschwunden bin oder seit ihr wirklich so verblendet!?
5. Im Wald
Ich feuerte die Zeitung verärgert Richtung Mülltonne und flog dann davon. Hoch über den Häusern hatte ich eine tolle Aussicht. Von dort entdeckte ich auch ein Waldstück auf das ich zu flog. Vorm Waldstück landete ich. Es wäre viel zu schade, wenn ich es einfach überfliegen würde. Obwohl das Fliegen etwas für sich hatte. Ich habe es früher schon immer heimlich gemacht. Meine Eltern meinten ja immer, das gehört sich nicht. Wozu habe ich dann die Flügel!? Ich betratt den Wald. Er war sehr dunkel. Die Gräser raschelten, Zweige knackten unter meinen Schuhen, der Wind zog leicht durch die Äste und einige Vögel sangen ihre Lieder. Ich hatte noch nie einen Wald betreten. Es hieß immer, das Risiko ist zu groß, dass man sich verläuft. Nun würde ich ja sehen, ob ich mich verlaufe. Immer weiter ging ich in den Wald. Es gab keinen Trampelpfad, jedenfalls hatte ich noch keinen gesehen. Zwischen dem Blätterdach kam an einigen Stellen etwas Licht durch. Zum Glück konnte ich im Dunkeln gut sehen. Eine ganze Weile lief ich so ruhig durch den Wald bis mir die Füße schmerzten und ich mich etwas hinsetzte.
Nach einiger Zeit schreckte ich auf. Ich musste eingeschlafen sein. Nun aber nichts wie weiter. Ich stand auf und ging wieder weiter. Mein Magen knurrte. Gut, an Essen hatte ich nun nicht gedacht. Ziemlich dumm. Half ja nichts. Plötzlich tauchte ein großer Schatten zwischen den Bäumen auf. Ich schreckte auf, stolperte nach hinten über eine Wurzel und der Boden krachte unter mir weg. Ich schrie. Der Aufprall war hart, aber es hatte nur meinen Hintern erwischt. Ich rappelte mich wieder auf. Es schien eine Falle zu sein, aber für wen!? Ich wollte gerade wieder nach oben fliegen, als jemand herunter schaute.
6. Ab ins Dorf
Von oben hörte ich eine männliche Stimme.
"Wer ist da?"
Ich: "Ich bin Shou the Bat"
Ob es ein fehler war, meinen richtigen Namen zu nennen?
Stimme: "Was machst du hier?"
Ich: "Ich hab mich verirrt."
Stimme: "Ok, ich führe dich aus dem Wald."
Ich flog nach oben. Vor mir Stand ein Wolf.
Wolf: "Ich bin hier der Förster. Die Falle habe ich aufgestellt, um Wilderer abzuhalten."
Ich: "Verstehe."
Förster: "Ich führe dich raus."
Ich: "Danke."
Er führte mich aus dem Wald. Ich hatte immer noch hunger und flog los, um in ein neues Wohngebiet zu kommen. Bald fand ich ein Dorf indem ich halt machte. Dort kaufte ich mir etwas zu essen. Bis jetzt hatte mich niemand erkannt. Was so ein paar Klamotten ausrichten konnten!?
Ich hörte plötzlich Polizeisirenen. Meine Neugier packte mich und ich schaute mir das genauer an. Scheinbar war jemand in das Museum eingebrochen. Ich hörte aufmerksam zu und konnte entnehmen, dass es sich um einen Juwellendiebstahl handelte. Die Polizisten suchten die Gegend ab. Ich ging weiter und schaute mich etwas im Dorf um.
7. Rouge the Bat
Ich sah über die Häuserdächer etwas fliegen und flog selbst hinterher.
Ich: "Hey!"
Sie drehte sich um. Ich war so fasziniert von ihr. Sie war wunderschön, geheimnisvoll und unheimlich elegant. Auf keinen Fall dürfte ich sie aus den Augen verlieren.
Ich: "Warte mal! Wer bist du?"
Doch sie flog nur weiter davon. Ich folgte ihr durch das ganze Dorf und schließlich landete sie etwas weiter entfernt.
Rouge: "Hör auf mir zu folgen."
Ich: "Ich bin Shou und wer bist du?"
Rouge: "Rouge the Bat, mein Hübscher."
Ihr Ton war auf einen Schlag ganz anders. "Mein Hübscher" wie schön das klang. Ob sie mich mochte!?
Ich: "Wo willst du hin?"
Rouge: "Ich will mir meine Edelsteine zurück holen."
Ich: "Hast du sie verliehen?"
Rouge: "Kommst du mit?"
Ich: "Sehr gerne."
Sie flog wieder los und ich ihr hinterher. Hatte ich mich gerade tatsächlich verliebt!? Unglaublich. Wer sie wohl war. Rouge, Rouge the Bat... sagt mir gar nichts.