Sonic & Co.-Fanfiction-Kurzgeschichten (von Luna42)

    • Offizieller Beitrag

    Das Osterhasenmädchen


    Es war früh am Morgen, die Sonne war gerade erst aufgegangen und der morgentliche Schimmer war von den Blättern der Bäume noch nicht verschwunden. Parva hatte bei einer netten, alte Dame geschlafen, die sie freundlicher Weise aufgenommen hatte. Nach einem sehr ausgiebigen Frühstück verabschiedete sie sich und ging ihrer Wege. Als sie über die große, weite Wiese freudig lief und hüpfte, entdeckte sie es. Ein Ei, so wunderschön bunt und gläzend. Sie hob es vorsichtig auf und ihre Augen strahlten. "Ich hab ein Osterei gefunden", rief sie. Doch es war niemand in der Nähe, der sie hätte hören können. Eine Weile lauschte sie, doch hier war wirklich niemand. Sie sah auf das kleine Ei in ihren Händen und lächelte: "Du bist so wunderschön, es wäre doch schade, wenn du ganz alleine bleibst." Nachdenklich tippte sie sich auf die Unterlippe: "Eigentlich ist ja erst morgen Ostern, wie kommst du nur hier her? Hm... Hmmm... Hmmmm..." Da kam ihr der Gedanke: "Ah der Osterhase muss dich hier verloren haben." Strahlend hielt sie das Ei in die Luft, als wäre es eine goldener Pokal, denn man der Welt präsentieren müsste. Erneut blickte sie nachdenklich auf das Ei: "Aber wenn der Osterhase dich verloren hat, dann fehlt ihm ja jetzt ein Ei." Promt war ihre Entscheidung gefallen, der Osterhase musste her. Nur wie stellte sie das am besten an? Noch nie in ihrem Leben hatte sie eine Person herbei gezaubert und dann gleich den Osterhasen!? Das würde eine Herausforderung werden, aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Parva legte das Ei beiseite und versuchte sich einen Spruch zusammen zu reihmen. Sie musste gut überlegen, was sie sagte, sonst würde es nicht funktionieren und selbst dann, war die Chance gering. Eine Reihe von Sprüchen probierte sie aus, aber keiner wollte gelingen. Immer und immer wieder passierte einfach gar nichts. Manchmal ertönte ein Puff und leichter Rauch stieg auf, aber das wars dann auch schon. Eigentlich wollte sie schon aufgeben, doch als die das wunderschöne Ei wieder ansah, setzte sie erneut an. Dieses Mal passierte etwas: Parva begann zu leuchten, ihre Ohren wuchsen und ihr Schwänzchen wurde kleiner, ihre Krallen verschwanden und ihre kleinen spitzen Zähnchen ebenfalls. Das Leuchten verschwand und Parva hing ein riesiges Hasenohr ins Gesicht. Sie streichte es zur Seite und erschrack: "Ich hab mich in einen Hasen verwandelt... ich wollte den Osterhasen herzaubern, nicht mich in einen Hasen verwandeln!" Nicht sicher, ob sie weinen sollte, sah sie sich skeptisch ihre Ohren an: "Was mach ich denn jetzt nur?" Sie ließ sich auf den Boden sinken und sah das kleine, bunte Ei an. "Ich weiß!", rief sie und sprang auf, "Wenn ich schon ein Hase bin, na dann bin ich halt dieses Jahr das Osterhasenmädchen. Ich bin sowieso viel süßer, als der Osterhase." Strahlend hob sie das Ei wieder auf, schnappte sich ihren Besen, stieg auf ihn und flog über die weite grüne Fläche bis zur nächsten Stadt. Schließlich brauchte sie noch einen Korb und viele bunte Ostereier, um überhaupt als Osterhasenmädchen tätig zu werden.


    Wärenddessen ist der Osterhase fleißig am Arbeiten. Ihm ist gar nicht aufgefallen, dass ein Ei fehlt. Als er eine Pause einlegt und am Spiegel vorbei geht, weiten sich seine Augen: "OMG! Ich bin ein Puma!!!" Na das könnten ja schöne Ostern werden. Der Osterhase ist nun ein Osterpuma und Parva, die kleine Hexe, möchte Osterhasenmädchen spielen. Wo da wohl die Eier landen und wird der Osterpuma es schaffen alle Eier pünktlich zu verstecken?


    Parva ist bereits munter dabei Ostereier zu besorgen. Sie kauft nicht etwa Eier und bemalt diese, dass wäre ja viel zu umständlich. Nein! Sie hat sich erst ein mal einen großen Korb bei einer Obstverkäuferin erbettelt. Als Parva sie mit ihren traurigen Augen anschaute, konnte die Verkäuferin gar nicht mehr sein sagen. Ein paar bunte Ostereier hat sie auch schon und die nächste Zielperson ist bereits in Sicht. Eine junge Füchsin mit ihren beiden Kindern. Parva läuft langsam auf sie zu, ihr Gesicht ganz feucht von den Tränen, die sie herunterlaufen lässt. "Entschuldigen Sie", sagt sie ganz leise. "Was ist den Kleines?", fragt die Füchsin. "Ich würd so gern meinen Freunden eine Freude machen, aber ichhab niemanden der mir hilft. Würden sie mir ein paar Ostereier geben?", schlurzt sie. "Natürlich, natürlich, du armes Ding", bemitleidet die Füchsin sie. Schon hat Parva fünf weitere Ostereier erbeutet. Den ganzen Tag macht Parva so weiter. Zwischendurch bettelt sie mal um essen und trinken, um eine kleine Pause einzulegen. Am Abend ist der Korb übervoll und Parva schafft es kaum noch ihn hochzuheben. "Man ist das eine Arbeit", stellt sie fest.


    Als es endlich richtig dunkel ist, schleicht sie sich von Haus zu Haus in die Gärten und versteckt ihre Ostereier. Doch was ist das? Da bewegt sich doch etwas im Dunkeln. Der Osterpuma ist auch bereits unterwegs, allerdings versteckt er die Eier in einem schier unmöglichen Tempo. Als Parva auf ihn zuläuft, bemerkt er sie erst gar nicht und die beiden knallen zusammen. Parva starrt mit offenen Mund auf den Osterpuma: "Bist du... bist du... der Osterhase?" Der Osterpuma nickt: "Jedenfalls war ich das mal, aber sie mich doch an. Was für ein Unglück! Du darfst das niemanden erzählen." Parva beginnt zu kichern und spricht dann erneut einen Zauberspruch. Dieses Mal geht alles gut und Parva wird wieder zum Puma und der Osterhase, ist er selbst. "Du warst das also", stellt der Osterhase verärgert fest. "Entschuldige, ich wollte dir nur diese Ei zurück bringen", erklärt sie verlegen und hält ihm das wunderschöne Osterei entgegen, dass er verloren hatte. Dankend nimmt er es an und schenkt Parva einen großen Schokohasen. Überglücklich lässt sie ihren Korb einfach stehen, verabschiedet sich vom Osterhasen und läuft mit dem leckeren Schokohasen davon.


    Der nächste Morgen bricht an, die Kinder beginnen die Ostereier zu suchen. Da hört man sie schon rufen: "Ich hab das erste gefunden!", "Ich hab schon zwei!", "Schau mal wie schön meins ist!" Doch dann erklingt aus den ersten Gärten: "Das sind doch meine Eier!", "Wo ist diese kleine Häsin hin, wenn ich die erwische?!", "Das ist ja wohl eine Frechheit!" Parva lauscht und kichert vor sich hin, denn niemand wird wissen, dass sie die kleine Häsin war und überhaupt: Warum können sie ihre Arbeit denn nicht einfach schätzen!? Das letzte Stück von dem Schokohasen verschwindet in ihrem Mund, dann fliegt sie glücklich mit ihrem Besen davon. "Frohe Ostern!", ruft sie noch und verschwindet in der Ferne.

    • Offizieller Beitrag

    Halloween - Nox' Halloween Party


    Luna war noch alleine zu Haus. Sie probierte gerade ihr Hexenkostüm zum dritten Mal an. Immer wieder hatte sie Kleinigkeiten verändert, nun aber schien es perfekt zu sein. Sie drehte sich noch einmal vor dem Spiegel, obwohl sie hinten gar keine Augen hatte und setzte sich dann ihren Hexenhut auf. "Das wird sicher eine schöne Nacht", sagte sie zu sich selbst. Es war Vollmond, sehr passend zu Halloween. Noch ein kurzer Blick auf die Uhr und schon machte sich Luna auf den Weg. Sie wollte zum alten Schloss im Sumpfgebiet. Sowas Verrücktes konnte sich auch nur Nox ausdenken. Das Schloss stand dort schon viele Jahre und niemand betratt es je. Es wohnte auch niemand darin. Wäre sicherlich auch ziemlich kalt gewesen, bei den kaputten Wänden und Fenstern. Luna hoffte, sie würde sich nicht das Kostüm auf dem sumpfigen Boden ruinieren. Das Sumpfgebiet lag nicht weit entfernt vom Wald, so konnte sich das Stück auch gut zu Fuß gehen, ohne groß unter Zeitdruck zu stehen. Lupa und Sol traff sie auf dem Weg dorthin. Auch sie wurden von Nox eingeladen. Lupa ging als Wahrsagerin. Hatte auch was wahres an sich. Schließlich versuchte sie die Zukunft vorauszusehen, wenn sie Rituale durchführte. Sol hingegen sah aus, wie ein Gentlemann im schicken Anzug. "Was stellst du dar?", wollte Luna wissen. "Einen Steuerberater", antwortete Sol. Beide fingen laut an zu Lachen. Lupa fügte noch hinzu, dass sie versucht hatte ihm das auszureden, jedoch ohne Erfolg.


    Am Schloss waren bereits weitere Gäste angekommen. Apollon hatte sich als Mumie verkleidet, Dimidius hatte sich überhaupt nicht umgezogen, was die anderen sehr verwunderte. "Ich bin doch ein Halbdämon, grusseliger gehts nicht", erklärte er kurzer Hand. Parva hatte sich in ein Fledermauskostüm geschmissen, obwohl bei dem Anblick man nicht genau wusste, ob es nun wirklich ein Kostüm war oder nicht. Spiritu kam mit Twister dazu. Sie musste ihren Bruder hinter sich her ziehen, denn er war sehr unwillig mitzumachen. "Was soll denn der Mist?", fragte er bereits zum sechsten Mal an diesem Abend seine Schwester. "Das wird Spaß machen", versichterte sie ihm nun auch schon wiederholten Male. Spiritu hatte sich als Magierin verkleidet und Twister hatte sie in elegantes Vampirkostüm gesteckt. Sein verärgerter Blick ließ ihn wie Graf Dracula persönlich erscheinen. Selbst Shou kam nun angeflogen und landete auf dem Dach. Auch er im Vampirkostüm. Nun hatten sie schon zwei Vampire. Als Luna, Sol und Lupa auch endlich ankamen, öffneten sich die Türen des Schlosses. Nox trat hervor und begrüßte alle. Er sah echt grusselig aus und auch er, war als Vampir anwesend.


    Drinnen im Schloss gab es eine Menge zu essen und zu trinken. Nox hatte sich sogar die Mühe gemacht Girlanden aufzuhängen. Die Feier war heiter und lustig, bis zu dem Moment, indem Twister und Apollon sich gegenüber traten. Beide den gleichen grimmigen Blick in den Augen, starrten sie sich an. Alles wurde ruhig. Die Augen nur auf die beiden gerichtet. Die Luft im Raum war wie elektrisch geladen. Spiritu wusste nicht recht, ob sie nun dazwischen gehen sollte oder doch lieber nur abwartete. Auf beiden Gesichtern machte sich ein Grinsen breit und die beiden klopften sich Kameradschaftlich auf die Schultern. Twister hatte endlich jemanden gefunden, der genauso viel Lust auf diese Party hatte, wie er. Erleichterung war in der Gruppe zu hören und die Feier ging weiter.


    Nox hatte Luna eine Überraschung versprochen und führte sie nun in die obere Etage des Schlosses. "Wo gehen wir hin?", fragte sie ihn. "Wenn ich es dir sagen würde, wäre es doch keine Überraschung mehr", tadelte er Luna. Sie gingen in einen großen Raum. Es war dunkel. Nox machte das Licht an und Luna sah die Überraschung: Eine große Tafel mit Kerzenschein, ein romantisches Essen. Luna fiel Nox vor Freude um den Hals. Er fing sie, mit sich selbst zufrieden, auf. Sein Blick war auf ihren Hals gerichtet, seine Augen funkelten, er strich Luna das Haar beiseite. "Nox?", fragte sich. Er gab keine Antwort. Luna löste sich von ihm und sah ihn verwundert an: "Was siehst du mich so seltsam an." Nox schüttelte sich: "Entschuldige! Luna, ich.. ich bin ein richtiger Vampir." Luna sah ihn ungläubig an und zeigte ihm dann einen Vogel. "Es ist wahr", beteuerte er, "aber ich werde dich nicht beißen. Ich hab mich unter Kontrolle. Einfalls werd ich dich abkitzeln." Und das tat er dann auch. Luna schnappte vor Lachen nach Luft und ging langsam zu Boden. Doch Nox Gier nach Blut wurde größer und so beugte er sich über sie und biss in ihren Hals. Langsam schluckte er, aber er tötete Luna nicht. Er verwandelte sie, indem er von seinem Blut ihr gab, ebenfalls in einen Vampir. Nun würden sie für immer zusammen sein. Nox der Kitzelvampir und Luna die Mondvampirin.

    • Offizieller Beitrag

    Das Leben im antiken Rom


    Seit fünf Jahren lebe ich nun in Rom mit meinem treuen Gefährten Apollon. Ich lernte ihn in einem Gasthaus kennen. Er erkannte sofort, dass ich ein Vampir war, doch störte es ihn nicht. Er selbst ist ein Magier mit schwarzer Magie. Da wir beide anders, als das gewöhnliche Volk sind, hat uns wohl das Schicksal zusammen geführt. Wir leben in einem Atriumhaus. Das ist ein Haus, welches nach außen keine Fenster hat und die Zimmer werden nur durch das Licht vom Innenhof erhellt.


    Wir waren gerade mit unserem treuen Diener Amando zum Sklavenhandel unterwegs. Ich suchte nach Sklaven, denen ich ein besseres Leben liefern wollte. So war auch Amando zu mir gelangt. Inzwischen war er ein sehr gebildeter Mann und treuer Diener. Sklaven hatten in Rom keine Rechte. Es störte niemanden, wenn man sie tötete. Ich fand dieses schrecklich und versuchte zumindest ein paar Sklaven zu helfen. Es war recht kühl, obwohl hier nie richtig der Winter einzog. Die Sklavenhändler hatten meist eine große Auswahl, aber die billigeren Sklaven sprachen meist nicht mal unsere Sprache. Sie taten mir richtig leid. „Nox, sieh doch!“ rief mir Apollon ins Ohr. Da erblickte ich sie auch. Ein kleines Pumamädchen, gerade mal 10 Jahre alt, wahrscheinlich jünger. Man hatte sie an Armen und Beinen gefesselt und sie auf einen Stuhl gesetzt. Neben ihr Stand ein schwarzer Hund mit Peitsche und Augenklappe, jeder Zeit bereit zuzuschlagen. Ich stieg auf die hölzerne Bühne und sah mir das Mädchen näher an. „Was kostet sie?“, fragte ich. Mein Entschluss stand schon fest. Niemals könnte ich weiter gehen, wenn ich ein kleines Mädchen in so einer Verfassung gesehen hatte. Sie muss schon sehr viel eingesteckt haben. Ich musste eine ganze Menge Silbermünzen für sie zahlen. Kaum hatte ich ihre Fesseln gelöst, rannte sie panisch davon. „Apollon!“, schrie ich und schon rannte er ihr hinterher. Amando zögerte auch keinen Moment und rannte ebenfalls los. Als Vampir war ich am Tage durch das Licht etwas eingeschränkt. Es beeinträchtigte meine Sichtweite. Ich konnte nur Abwarten und hoffen, dass sie das kleine Mädchen einfingen. Wenn jemand anderes sie in die Finger bekäme, würde ihr das sicher nicht gut bekommen. Ich sah abwartend in die Richtung, in der sie verschwunden waren, als mich eine junge Wölfin anrempelte. „Entschuldigen sie“, sagte sie leise und verlegen. Ihre Kleidung war schon sehr abgenutzt, sicherlich lebte sie unter den ärmeren Leuten. „Das macht gar nichts. Ich bin Nox und wer seit ihr?“, begrüßte ich sie freundlich. Auch ihr Gesicht hellte auf und sie stellte sich vor: „Mein Name ist Luna.“ „Ein wunderschöner Name, Luna“, ich ließ mir beim Sprechen ihren Namen auf der Zunge zergehen. Sie merkte dieses und wurde gleich viel lockerer. „Darf ich euch zu mir einladen?“, fragte ich sie. Ein Nicken bestätigte meine Einladung. Das Mädchen war wie vergessen, als Apollon und Amando mit ihr mir entgegen kamen. „Da ist ja unser kleiner Ausreiser“, sagte ich lächelnd, um mir nicht anmerken zu lassen, dass ich sie schon längst vergessen hatte. Wir gingen zurück zum Atriumhaus. Durch einen schmalen Gang kam man schließlich in das Atrium, den wichtigsten Raum im Haus. Hier wurde gespeist, gefeiert und die feine Gesellschaft begrüßt. Das kleine Mädchen setzte sich schmollend auf einen Stuhl. Luna kniete sich vor sie: „Hallo, ich bin Luna und wer bist du?“ Das Mädchen sah Luna eine Weile stumm an und antwortete dann: „Ich bin Parva.“


    Luna blieb bei mir wohnen und ich kaufte ihr teuere Kleider. Außerdem kümmerte sie sich rührend um Parva, die nun schon fast wie meine eigene Tochter für mich war. Ich ließ sie von den besten Lehrern unterrichten und kaufte ihr so viel Spielzeug wie sie wollte. Luna und ich kamen und immer näher und Apollon brachte Amando das Kämpfen bei. Alles schien perfekt zu sein. Ich wachte in der Nacht auf, es roch nach Qualm. Kaum hatte ich den Geruch vernommen, sprang ich auf. „FEUER!“ schrie ich immer wieder, um auch die anderen aus den Betten zu kriegen. Das ganze Haus stand in Flammen, der Fluchtweg abgeschnitten. Mir blieb keine Zeit mehr die anderen zu suchen und so sprang ich aus dem Fenster in den Innenhof. Ich konnte keinen der anderen sehen und rannte einfach drauf los, um nach Außen zu gelangen. Durch den dicken Rauch und Hitze bis ich draußen war. Vor dem Haus sah ich mich erneut um, doch niemand war zu sehen. Nur ein paar Schaulustige hatten sich eingefunden. Ich hatte überlebt und doch alles verloren. Die süße, kleine Parva, die wie eine Tochter für mich war. Apollon, der mich immer so akzeptiert hatte, wie ich war, Amando, der nicht nur ein treuer Diener war, sondern auch ein Freund und dann Luna. Oh Luna, ich habe sie so geliebt. Mir liefen die Tränen die Wangen herunter und ich sank auf die Knie. In meinem Kopf schwirrte es: „Warum nur? Warum?“ Doch es kam keine Antwort. Ich wollte sterben. Zurück ins Feuer laufen und langsam und elendig zu Grunde gehen, jedoch ließen mich meine Beine im Stich. Ich konnte einfach nicht wieder aufstehen, so sehr war ich von meiner Trauer überrannt worden. Eine Hand legte sich auf meine Schulter, ich beachtete sie nicht weiter. Eine Stimme klang an mein Ohr, ich hörte nichts. Eine weitere Hand wusch mir eine Träne vom Gesicht, doch ich sah nicht auf. Schließlich spürte ich einen Schlag auf die Wange, der mich aus meiner Starre erwachen ließ. Ich sah auf und vor mir stand Apollon mit erhobener Hand: „Was bist du denn für eine Heulsuse?“ Parva umarmte mich glücklich und Luna drückte mir einen Kuss auf die andere Wange. Auch Amando war da. Sie hatten es alle geschafft und ich, ich war noch nie so glücklich wie jetzt. Erst nach so einer schlimmen Situation wurde mir bewusst, was sie mir wirklich bedeuteten. Ich danke dem Brandstifter.


    Der Messerwerfer


    Die Menge tobte vor Begeisterung. Egeo, eine rote Fledermaus, gerade letzten Monat 18 Jahre alt geworden, war die Hauptattraktion des Fire Blade Zirkus. Wieder eine perfekte Darbietung seiner Messerwerfertechniken. Der Höhepunkt war, wenn er das brennende Schwert aus 50 Meter Entfernung in die Mitte der Zielscheibe warf und somit die Zündschnur für das Feuerwerk entfachte. Das Schwert war zuvor in Benzin getränkt worden und so gab es tatsächlich ein gewisses Risiko. Egeo hatte jedoch noch nie sein Ziel verfehlt und sich auch niemals verbrannt. Gerade verbeugte er sich zum wiederholten Male vor der tobenden Menge, genoss den Applaus und horchte, wie über ihm die letzten Raketen verstummten. Als er seinen Blick hob, sah er in das Gesicht der wunder schönsten Fledermauslady, die er je erblickt hatte. Ihre hellgrünen Augen spiegelten die letzten Funken des Feuerwerks ab, leuchteten wie Smaragde und doch schienen eine bedrohliche Warnung auszusprechen, sodass einem kalt und heiß zugleich wurde.


    Nach der Vorführung suchte er sie. Lange Zeit wartete er vor dem Zirkuszelt, aber er konnte sie in der Menge der Zuschauer nicht ausmachen. Es war, als hätte sie sich in Luft aufgelöst. Betrübt setzte er sich auf einen der Strohballen, die für die Zirkustiere gedacht waren. In Bestürzung und Selbstmitleid gefangen, bemerkte er nicht, wie sich ihm jemand nährte. Erst als die Person direkt vor ihm stand, nahm er sie war und blickte überrascht in ihr Gesicht. Die wunderschöne Fledermauslady stand direkt vor ihm. „Na, mein Hübscher. Lust auf ein Abenteuer?“ Egeo nickte überrumpelt und wollte noch etwas sagen, als um ihn herum schwarzer Rauch erschien und als dieser sich lichtete, befand er sich mit der Fledermauslady in irgendeinem sehr finsteren Gebäude mit vielen Türen. Vermutlich ein Schloss oder ähnliches, vielleicht auch nur ein recht großen Herrenhaus. Die Fledermauslady winkte ihm, damit er ihr folgte. Was anderes würde ihm auch nicht mehr übrig bleiben, aber etwas mulmig war ihm schon zu Mute. „Wo sind wir hier?“ Sie kicherte gespenstig: „In dem größten Abenteuer deines Lebens, Messerwerfer und es wird dich unsterblich machen.“ Was hatte das nur alles zu bedeuten? Sie kamen zu einem großen Tor. Es stand offen und die Fledermauslady ging voraus hinein. Ein Teil der vermutlichen Halle war stockdunkel und man konnte rein gar nichts erkennen. Sie kniete nieder vor dieser scheinbar endlosen Dunkelheit und senkte den Kopf: „Mein Fürst.“ Unsicher folgte Egeo ihrem Beispiel und kniete sich neben ihr nieder mit gesenktem Kopf. Es war absolut unheimlich. Eine Stimme erklang aus diesem schier unendlichen Dunkelheit, donnernd wie ein Gewitter, Angst einflößend wie das Heulen der Wölfe und mit uralten Akzent. „Sprich, Marlena Magdalena!“ „Mein Fürst“, begann sie erneut in dem unterwürfigsten Ton, denn er je gehört hatte. Fast als fürchtete sie auch nur einen Fehler zu machen. „Ich bringe euch einen neuen Anwärter. Er wird euch dienen und im Austausch dafür die Unsterblichkeit erhalten. In einem Zirkus fand ich ihn. Der beste Messerwerfer, den ich je gesehen habe.“ Egeo verstand nicht, was hier vor sich ging. Wem sollte er dienen? Wer hatte denn was von Unsterblichkeit gesagt. Die Stimme aus der Dunkelheit wand sich nun an Egeo: „Willst du mir dienen bis alle Ewigkeit im Austausch für die Unsterblichkeit? Dann nenne mir deinen Namen!“ Was sollte er antworten? Was würde passieren, wenn er es ablehnte? Er wusste ja nicht einmal wo er war. Niemand wusste, wo er war und niemand würde ihn finden, wenn sie ihn hier einsperrten oder schlimmeres. Etwas trat aus der Dunkelheit heraus. Egeo hob den Kopf um einen Blick zu erhaschen. Da stand er. Eine schwarz-rote Fledermaus mit Augen, gänzlich rot, leuchtend, ohne Pupillen und so voller Hass und an seinem Kopf hatte er zwei Widderhörner, war gekleidet in einer zerfledderten Robe, nichts sagend, was sich darunter verbarg. Gebannt starrte Egeo ihn an, voller Angst, Zweifel und auch Verwunderung. „Nun?“ forderte die schwarz-rote Fledermaus zu wissen. „I-ich...“ brachte er stotternd heraus. Ein verächtliches Schnauben war zu hören. Egeo schluckte und dann brach der Satz ganz von selbst aus ihm heraus, ehe er überhaupt anfangen konnte, darüber nachzudenken: „Ich, Egeo, diene euch mit dem größten Vergnügen, mein Fürst.“ Unter der zerfledderten Robe kam eine Klaue hervor mit langen Krallen. Um sie herum tanzte eine schwarze Energie, fast wie dicker, schwarzer Nebel. Sie breitete sich aus, umhüllte Egeo und verschwand dann gänzlich. Als hätte sie sich aufgelöst oder wäre ein Teil von ihm geworden.


    Marlena Magdalena zeigte ihm sein Zimmer. Es war klein, die Möbel als und morsch, die Matratze hart, das Kissen fast federlos und die Decke von Motten zerfressen. Viel Zeit ließ sie ihm jedoch nicht, sich erst einmal an die neue Heimat zu gewöhnen. „Wir müssen los. Bei deinem ersten Aufrag begleite ich dich. Du bist nun ein Auftragskiller. Das hier ist die Hölle und du dienst dem Fürsten der Finsternis. Stell keine Fragen und tue das, was man dir sagt.“ Egeo schluckte: „Alles klar.“ Sogleich sprach sie weiter: „Konzentriere dich. Wir müssen nach Zwingingen. Stell dir vor, wie du dich in schwarzen Rauch auflöst und dort wieder auftauchst. Los! Los!“ Da ihm eh nichts anderes mehr übrig blieb, tat er wie ihm befohlen. Allerdings tauchten sie nicht in Zwingingen auf, sondern standen im Matsch auf einem Getreidefeld, welches erst vor kurzem gewässert worden war. Marlena Magdalena fluchte leise vor sich hin und nahm es nun selbst in die Hand am besagten Ort anzukommen. „'schuldige“ flüsterte Egeo unsicher. Sie ging dar nicht weiter darauf ein, sondern zeigte auf einen grau-schwarzen Wolf: „Das ist unsere Zielperson. Töte ihn!“ Egeo blickte zu dem Wolf und zog zwei seiner Messer. Könnte er das wirklich? Jemanden töten? Ein mal atmete er tief ein und aus, dann rannte er auf den Wolf zu, welcher nun bereits Egeo bemerkt hatte. Ein gezielter Wurf aufs Herz, aber der Wolf war schneller und wich zur Seite aus. Sogleich schoss er mit schwarzen Kugeln auf Egeo. Auch diese ähnelten dicken, schwarzem Nebel. Marlena Magdalena warf sich auf Egeo und mit ihm auf den Boden. Schnell stand sie auch wieder auf, als bereits der grau-schwarze Wolf vor ihr aus schwarzem Rauch auftauchte. Ehe sie reagieren konnte, hatte sie ein Messer in der Brust stecken. Egeo schrie auf: „NEIN!“ Was nun geschah lief in Sekundenbruchteilen ab, aber für Egeo kam es wie eine Ewigkeit vor. Marlena Magdalena griff noch nach dem Messergriff, ehe sie Blut spukte und nach hinten kippte. Egeo selbst war mit einem Satz auf den Beinen, voller Wut, Hass und Rachsucht. Der grau-schwarze Wolf drehte sich zu ihm, lachte und lachte. Ein Messer nach dem anderen zog Egeo aus den Gürtelschlaufen und warf sie genauso schnell und trotzdem äußerst präzise auf den Wolf. Den ersten zwei Würfen wich dieser noch aus, doch dann bohrte sich ein Messer nach dem anderen in dessen Körper bis er zu Boden ging. Egeo überprüfte nicht, ob der Wolf nun auch wirklich tot war, sondern kniete sich nun zu Marlena Magdalena. Sie keuchte und hustete, aber ein leichten Lächeln umspielte ihre Lippen: „Gut gemacht...“ In ihren Augen spiegelte sich Feuchtigkeit wieder: „Ich wollte, dass wir zusammen sind... daher tat ich das... denn ich glaube...“ Sie hustete etwas Blut aus: „Ich liebe dich.“ Dann wich alles Leben aus ihr. Egeo schrie voller Schmerz auf. Es war, als wäre seine Brust durchbohrt worden und nicht ihre.

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